Sommerzeit ist Reisezeit. Und bei den HR95ern erst recht! Nachdem wir über Pfingsten schon ein schönes und erfolgreiches Wochenende in Tarmstedt verbracht hatten, fuhren wir am 20.7. mit 30 Jungs und 5 Betreuern bereits zum dritten Mal in Folge für eine Woche nach Hjørring zum DANA CUP 2009. Fast komplett reisten wir an, nur Neuzugang Fabio hatte schon Urlaub gebucht, so dass er leider nicht mitkommen konnte. Dank vieler mitfahrender Eltern konnten wir auch dieses Jahr auf einen Bus verzichten. Es ist schon beeindruckend, wieviele Schlachtenbummler uns jedes Jahr begleiten. Nicht nur für den Transport und die lautstarke Unterstützung, auch für viele zusätzliche Hilfe rund um die Reise bedanken wir uns bei allen ganz herzlich!
Dieser Reisebericht geht nur auf die besonderen Erlebnisse und Anekdoten aus diesem Jahr ein. Wer Grundsätzliches über die Abläufe beim DANA CUP erfahren möchte, dem empfehle ich den detaillierteren Reisebericht von der ersten Teilnahme 2007 oder auch den Bericht von 2008.
Wirtschaftskrise und Schweinegrippe zeigten dieses Jahr ihre Wirkung: „Nur“ etwas mehr als 800 Teams aus 44 Nationen waren 2009 in Hjørring zu Gast, rund 8% weniger als im letzten Jahr. Knapp 100 Mannschaften davon spielten in 24 Vorrundengruppen im B14-Wettbewerb, also im 95er-Jahrgang.
Untergebracht waren wir wie im letzten Jahr im Hjørringer Stadtteil Lundergård. Die dortige Schule ist wohl eine der besten Unterkünfte beim DANA CUP, nicht nur durch die Nähe zum DANA CUP-Center. Sehr günstig sind auch die 4 Sportplätze direkt an der Schule, der 24 Stunden geöffnete Kiosk und der Spar-Markt auf der anderen Straßenseite. Ein weiterer – eher atmosphärischer – Vorteil: In Lundergård sind immer sehr viele Südamerikaner untergebracht. Außer der U14 von Treubund Lüneburg hatten wir keine weiteren deutschen Mitbewohner. Neben zwei Norwegern schliefen aber Teams aus Venezuela, Mexiko und Brasilien direkt neben uns. Das U14-Team von „Chivas Guadalaj“ (auch bekannt als Deportivo Guadalajara) - die Liga-Mannschaft ist Erstligist in Mexiko - war unser direkter Nachbar.
Wer sich die große Foto-Story ansieht, wird es schnell merken: Nach den Hitzerekorden 2008 war das Wetter dieses Jahr bestenfalls durchwachsen. Montag und Dienstag war es noch recht schön, Mittwoch begann dann der Regen, Donnerstag und Freitag waren richtig %&§$“$@#! Kein Wunder, dass sich einige Jungs heftig erkälteten und das lag nicht bei allen daran, dass sie spät abends verschwitzt im T-Shirt aus der Disco kamen.
Das Eröffnungsspiel der HR95er war das Spiel von Team 2 gegen Uganda Youth Soccer. Bei der Eröffnungsfeier (und später auch beim Leader Dinner) begeisterten die Jungs schon durch einige gekonnte Tanzeinlagen. Beim Warmmachen versetzten sie uns aber in Erstaunen: Nur 8 Spieler machten sich warm...ein Neunter gesellte sich schließlich dazu, er hatte sein Trikot vergessen. Neugierig wie der Teamchef ist, fragte er vorsichtig nach: „You are only 9 players?“ „Yes...no problem!“, kam die prompte Antwort des Mannschaftskapitäns. Und das war es dann auch nicht. Die 9 Jungs spielten einen athletischen, technisch starken Ball und besiegten nicht nur unser wacker gegenhaltendes Team 2 mit 5:0, sondern auch noch die beiden anderen Gruppengegner mit 3:0 und 5:0. Dabei führte auch schon mal der Torwart die Freistöße am Strafraum des Gegners aus und in der Abwehr wurde mit einer 1 Mann-Kette gespielt. Aber wie gesagt: „No problem!“ Und warum nur 9 Spieler? Der Betreuer – ein europäischer Sozialarbeiter – gab die einleuchtende Erklärung: Man hatte schlicht nur Geld für 9 Flugtickets. Nach der Vorrunde war dann leider Schluß für die originelle Truppe: Gegen den letztjährigen Halbfinalisten Fløro SK aus Norwegen gab es eine 1:3 Niederlage. Aber auch das noch recht respektabel in ständiger Unterzahl.
Team 1 legte mittags erstmal einen Fehlstart hin, als es gegen Lödöse-Nygård aus Schweden trotz 40minütiger Überlegenheit nur zu einem 0:0 reichte. Der böige Wind und der ungewohnte kleine Ball (in Skandinavien kickt man erst ab U15 mit 5er-Größe) spielten zwar auch eine Rolle, aber es war von der Mannschaft schlicht keine gute Leistung. Übrigens: Viele Bilder und mehr Infos zu all unseren Spielen in der Foto-Galerie!
Team 2 mußte am Abend nochmal ran, gegen Baerums Verk IF bot unsere 16 Mann starke Truppe ihr bestes Spiel des Turniers und verlor gegen diese erste Mannschaft aus Norwegen nur sehr unglücklich mit 1:2.
Nochmal zu unseren Nachbarn, den Mexikanern von Chivas Guadalaj: Eine beeindruckende Truppe, deren Spiele wir uns mehrfach begeistert ansahen und die das B14-Turnier am Ende auch verdient gewannen (siehe Siegerfoto links). Im Halbfinale hatten sie den Gothia Cup-Finalisten (und unseren Gegner von 2008) „35 Football School“ aus Georgien mit 3:0 geschlagen. Im Finale hatten sie etwas Mühe, siegten dann aber doch mit 3:2 gegen Pequeninos do Jockey aus Brasilien. Die Mexikaner waren nicht nur ballfertig und taktisch hervorragend geschult, sie waren auch enorm kräftig gebaut. Einen Spieler, fast 1,90 groß und Oberschenkel wie Baumstämme, verdächtigten wir dann doch, zu alt für das Team zu sein. Aber eine nette Mutter klärte uns äußerst glaubwürdig in perfektem Englisch auf: Der Junge wird sogar erst im November 14...ist also fast noch 96er! Seine Eltern seien beide über 2 Meter groß. Nicht schlecht! Der Junge sollte seinen Spielerpaß um den Hals tragen, so oft wie er garantiert danach gefragt wird.
Die Ernährung beim DANA CUP war aber sicher nicht Schuld an diesen Wachstumsschüben. Neben einige sehr guten Gerichten gab es auch dieses Jahr wieder zwei, drei Mahlzeiten, die unsere Jungs in Scharen an die Imbissstände trieben. Aber dafür gibt es ja auch zwei warme Mahlzeiten am Tag. Und mindestens eine war immer gut. Außerdem ist die Atmosphäre in der riesigen Essenshalle (es gibt noch zwei zusätzliche große Zelte) jedes Jahr ein ganz besonderes Erlebnis.
Am Mittwoch mußte Team 1 zweimal ran. Um 10.50 Uhr (wir hatten in der Vorrunde immer sehr angenehme Anfangszeiten, gespielt wird nämlich sonst ab 8.00 Uhr!) verloren wir gegen Varegg-Nordnes 1 in der Schlußsekunde mit 0:1. Alle Infos und Fotos zu diesem „Skandal-Spiel“ gibt es in der Foto-Galerie. Mit den Norweger Trainern gab es übrigens keine Probleme. Sie wunderten sich auch über den merkwürdigen Schiedsrichter, bedankten sich noch am nächsten Tag für das gute Spiel und wünschten viel Glück im Turnierverlauf.
Team 2 hatte nun das Vorrundenpulver etwas verschossen, hielt gegen die guten Norweger von Mastra IL aber trotzdem ordentlich mit und verlor nur mit 0:2.
Hier nochmal zur Erinnerung: Beim DANA CUP (wie bei vergleichbaren Groß-Turnieren) wird keine Unterscheidung zwischen erster und zweiter Mannschaft gemacht. Auch Team 2 tritt hier gegen alle Top-Gegner an. Und wenn Team 1 es bei drei Teilnahmen nicht weiter als bis ins A-Achtelfinale (2008) geschafft hat, ist von vornherein klar, dass für Team 2 der Erlebnis- und Erfahrungswert der Reise größer sein wird, als der zu erwartende sportliche Erfolg. Und in 40 Minuten Spielzeit (Vorrunde) mit 1:2 und 0:2 gegen zwei norwegische erste Mannschaften zu verlieren, ist nun wirklich keine Schande.
Apropos „Schande“: Team 1 stand mit einem Punkt bis jetzt ziemlich blöd da, brauchte unbedingt einen Sieg am Abend gegen Langesund IF. Der gelang mit 5:1 sehr deutlich und die A-Finalrunde wurde doch noch erreicht.
Die meisten Jungs blieben an den Abenden in der Schule, kickten auf den schönen Rasenplätzen, spielten an vielen Tischen in immer neuen Gruppen, besuchten das kleine Internet-Café der Schule oder chillten einfach nur zwischen ihren Müll- und Wäschebergen.
Eine kleine Gang cooler Obergangster zog aber jeden Abend los, um die große DANA CUP-Disco unsicher zu machen. Hinterher erzählte man dann stolz, von wievielen Mädchen man heute wieder „Körbe gekriegt“ hat. Da konnte man schon neidisch werden. Wir haben früher immer nur so langweilige Sachen wie Knutschen und Fummeln mit den Girls gemacht. Aber was wissen wir Alten schon? Die Jugend von heute ist eben viel krasser drauf. Ich schwör, Dicker!
Am Donnerstag begannen dann die Finalrunden. Team 1 mußte nun erstmals früh aufstehen, quasi als Strafe für den zweiten Gruppenplatz. Und weil das noch nicht reichte, gab es mit dem FC Düren-So geht das, meine Herren: Kay baggert gleich vier nordische Schönheiten locker im Liegen an.
Niederau einen echten Hammer-Gegner: der Verein ist seit 25 Jahren beim DANA CUP dabei und hat schon viele Siege in allen Altersklassen eingefahren (dieses Jahr gewann man den B11-Wettbewerb). Die Vorrunde hatte unser Gegner mit 3 Siegen abgeschlossen.
Zu diesem Spiel war extra Saschas amerikanische Tante mit ihrer Familie angereist (sie waren in Europa unterwegs). Ganz besonders freundliche Menschen, die wirklich besseres Wetter und bessere Resultate verdient gehabt hätten. Sascha kümmerte sich natürlich liebevoll und ausgiebig um seine Tante Andrea und mußte dazu gar nicht vom Teamchef gezwungen werden. Nicht wahr, Sascha?
Im deutlich stärksten Spiel unserer Jungs stand es nach 50 Minuten Spielzeit verdient 3:3. Leider verloren wir mit 4:5 das Elfmeterschießen (mal wieder) und waren ausgeschieden. Die Enttäuschung war groß, gerne hätten wir noch gegen „Interclubes“ aus Brasilien gespielt. Wer allerdings die anschließende 1:4-Niederlage der Dürener gegen die sehr unfairen und unsympathischen Südamerikaner gesehen hat, muß im Nachhinein eigentlich ganz froh sein, dass uns dieses Spiel erspart blieb.
Team 2 hatte in der B-Runde ein Heimspiel in Lundergård und einen ebenfalls „prominenten“ Gegner: die 94er des SV Ahlerstedt-Ottendorf (bei Stade) erreichten dieses Jahr immerhin das A-Finale. Die 95er waren aber nicht so stark, gewannen im Dauerregen nur sehr glücklich mit 1:0 gegen unsere Jungs.
Mittags „feierten“ wir dann Maltes Abschied mit einem großen Pizza-Essen. Wir dachten schon, der Lieferservice würde wortlos auflegen, als wir 35 Pizzas in die Schule orderten. Aber der Mann war nicht im geringsten beeindruckt: in der DANA CUP-Woche ist das wohl die Mindestbestellung. Die Pizza war gut, konnte uns aber trotzdem nicht ganz über den Verlust von Malte hinwegtrösten. Wir alle hoffen, dass wir den Langen nur für kurze Zeit an Eintracht Norderstedt ausleihen.
Eines der Highlights der diesjährigen DANA CUP-Reise war sicher der Donnerstagabend, als sich ein Nachtfalter in den Schlafraum von Team 1 verirrte. Ein Riesenspektakel, wie gerade einige unserer größten Maulhelden kreischend wie kleine Mädchen über die Matratzen hüpften und mit ihren Schlafsäcken auf das Untier einschlugen. Als Monster 1 endlich von den Helden erlegt war („Hast du gesehen, wie ich der Motte ein Ding gezogen hab’?“), fing der Teamchef extra noch ein zweites Exemplar, weil keiner der Zuschauer genug von der Nummer kriegen konnte. Auf dem Fußballfeld sind Sascha, Michel, Cain, Felix und Maxi jedenfalls noch nie so schnell gerannt wie an diesem Abend.
Am Freitag spielten wir dann noch zwei Freundschaftsspiele „bei uns zu Hause“ in Lundergård. Wir hatten mit Heggedal IL (Norwegen) und dem Wittenburger SV (bei Schwerin) Teams angerufen, die vorher ähnlich abgeschnitten hatten wie wir. Das Wetter war zwar richtig grottig, die Ergebnisse dafür aber um so besser: mit 4:0 (Team 1) und 3:1 (Team 2) konnten wir die Begegnungen gewinnen, so dass es auch sportlich noch einen gelungenen Abschluß der Reise gab.
Die letzte Nacht mussten die Jungs auf Teamchef Gunter verzichten (sie waren bestimmt sehr traurig), der mit seiner Familie bereits auf der Fähre nach Norwegen saß. Aber obwohl die Katze aus dem Haus war, tanzten die Mäuse in Lundergård nicht mehr auf dem Tisch als vorher auch schon. Mit einer Ausnahme: in den Gängen der Schule galt strengstes Fußball-Verbot. Und wenn in der ganzen Woche bei ca. 400 anwesenden Fußball-Teenagern aus aller Welt eine Bilderrahmen- und eine Fensterscheibe zerschossen werden, dann ist das ja nicht unbedingt viel. Wenn aber beide Schäden auf HR-Konto gehen und vom selben Spieler verursacht werden, dann fällt dem Teamchef doch glatt der norwegische Lachs zurück in den Fjord. Ich nenne hier natürlich keine Namen, aber falls jemandem nach den Ferien Kevins mächtiger Bizeps auffällt: Das liegt an den 20.000 Extra-Liegestützen, die er in der Saisonvorbereitung machen wird.
Am Samstagmorgen waren die Jungs (und Betreuer) dann wie immer richtig kaputt. 6 Tage Fußball, Trubel und wenig Schlaf fordern ihren Tribut. Obwohl die Jungs heute am Abend viel früher zur (Bett)ruhe kommen, als noch mit 8 oder 9 Jahren. Naja, mit Ausnahme von Lukas!
Damit verabschieden sich die HR95er nach drei tollen Jahren erstmal vom DANA CUP, einem großartigen Jugendturnier, das jeder Mannschaft nur dringend ans Herz gelegt werden kann. 2010 liegen die Sommerferien optimal für den GOTHIA CUP in Göteborg (18.7. - 24.7.), so dass wir mit unseren Jungs nächstes Jahr Schweden erobernDie Eröffnungsfeier des GOTHIA CUPS 2009
vor 52.000 Zuschauern.
wollen. Das ist dann wirklich das allergrößte Jugendturnier der Welt mit noch mal doppelt so viel Mannschaften (über 1500 waren es 2009) wie der ohnehin schon riesige DANA CUP. Aber auch nach Hjørring werden wir zurückkommen. Nicht 2010...aber irgendwann bis zur A-Jugend garantiert!