Welch großen Stellenwert unsere Reisen bei den Jungs haben, zeigte sich auch diesmal wieder an der enorm hohen Beteiligung. Von derzeit 33 Spielern machten 31 Jungs die Reise mit, sogar der aus gesundheitlichen Gründen weiter pausierende Birger war als Schlachtenbummler dabei. Auch die Beteiligung der Eltern erreichte wieder Rekordniveau. Insgesamt waren von 13 Jungs die Eltern dabei, mal als einzelnes Elternteil, mal als ganze Familie mit Oma und Geschwisterkindern. Sogar zwei Schlachtenbummler aus Mexiko hatten wir dieses Jahr dabei: Pauls Freund Felipe (ebenfalls 95er und Fußballspieler) war mit seiner Mutter Sabina zusammen mit Christiane & Co. im VW-Bus nach Hjørring gereist, um die tolle Atmosphäre mal hautnah zu geniessen.
Die Mannschafts-Unterkunft war um Längen besser als im letzten Jahr: Nur 10 Minuten vom Dana Cup-Center entfernt waren wir in der Hjørringer Lundergård Skole untergebracht. Drei schöne Sportplätze direkt vor der Zimmertür, ein großer Supermarkt auf der anderen Straßenseite und ein sehr guter Kiosk in der Schule, der von 6.00 bis 24.00 Uhr (!) geöffnet war. Auf allen drei Plätzen war von 7.30 Uhr bis 21.30 Betrieb, von überall wurden die Mannschaften aller Altersklassen und Geschlechter mit dem Bus herangekarrt. Dadurch, dass nicht nur die in der Schule wohnenden Teams hier spielten, gab es mächtig viel Abwechslung und man bekam immer was Neues zu sehen. Insgesamt waren rund 20 Mannschaften in Lundergård untergebracht, alleine ca. 5 – 6 Teams von der Fußballschule Emeritense aus Venezuela, die wie im Vorjahr das U13-Turnier gewannen. Eine Menge Jungs also, die beim oben erwähnten Kiosk für ständigen Umsatz sorgten. Betrieben werden diese in jeder Schule von ehrenamtlichen Helfern des jeweiligen Stadtteil-Sportvereins. 70.000 Kronen (also rund 10.000 Euro) Gewinn machte der Lundergård- Kiosk in der einen Woche für seinen Verein. Wenn das unsere Vereins-Kassenwartin Andrea Libutzki hört, fällt ihr vor Schreck der Rotstift aus den Händen. Dabei fiel ein Großteil des Umsatzes auf unsere beiden Teams, die u.a. alleine gefühlte 1.000 leckere Käse-Schinken-Toast verdrückten. Aber wir haben es gerne getan, es war ja für einen guten Zweck.
Ansonsten gab es natürlich wieder Vollverpflegung mit Frühstück und zwei warmen Mahlzeiten pro Tag. Etwas umständlich die Tatsache, dass wir im Gegensatz zum letzten Jahr nicht in der Schule frühstücken konnten, sondern immer mit dem Shuttle in die Essenshalle fahren mußten. Nach dem Beziehen der Zimmer am Montag machten wir uns auf den Weg zur Eröffnungsfeier. Der Marsch durch Hjørring war wieder groß, bunt und sehr lang. Die Versammlung davor aber nicht so turbulent und stimmungsvoll wie im letzten Jahr. Vielleicht war es schlicht zu warm für ausschweifende Tänze und Schlachtgesänge. Im Stadion angekommen, waren wir auch schon wieder weg. Die Jungs wollten zurück auf die herrlichen Fußballplätze ihrer Unterkunft, interessierten sich irgendwie gar nicht für die Rockband von den Faröer Inseln, obwohl diese laut Dana Cup-Broschüre gerade ihren Durchbruch auf dem dänischen Festland hatten. Sie waren zumindest sehr laut.
Deutsche Mannschaften waren auch dieses Jahr erfreulicherweise nicht zu viele am Start, dafür aber aus der Nachbarschaft der SC Egenbüttel und Blau-Weiß Schenefeld, mit denen wir aber nicht zusammen wohnten und auch im Turnierverlauf nichts zu tun bekamen. Das mit riesigem Abstand größte Teilnehmerfeld stellte Norwegen. Die Dana-Cup-Offiziellen hatten im Vorfeld meines Wissens nach eine große Werbetour durch Norwegen gemacht, die offenbar ein voller Erfolg war. So hatten unsere beiden Teams (wie auch die beiden Schenefelder Teams) ausschließlich norwegische Gegner in der Vorrunde. Norweger sind ja ein nettes Völkchen, aber letztes Jahr mit den Gegnern aus Brasilien, Venezuela, Polen, etc., das war schon cooler. Die waren natürlich auch dieses Jahr dabei...aber aus jedem Land halt immer nur ein, zwei Mannschaften pro Jahrgang. Und die werden immer auf die oberen Gruppen verteilt. Letztes Jahr in Gruppe 1 und 2 haben wir das voll mitbekommen, dieses Jahr in Gruppe 13 und 14 waren nur noch Norweger übrig. Grundsätzlich kann man sagen: Je älter die Teams sind, desto mehr Exoten gibt es im Turnier. Aus Afrika oder Australien reisen halt nicht so viele 11jährige nach Dänemark.
Ab Dienstag war dann endlich Fußball angesagt, insgesamt 6 Vorrundenspiele á 40 Minuten standen für unsere beiden Mannschaften Dienstag und Mittwoch auf dem Programm. Die beiden ersten Partien waren praktischerweise in Lundergård angesetzt, wo schon ab 7.30 Uhr auf allen drei Plätzen gespielt wurde. Da wir erst mittags dran waren, nutzten wir die Zeit, um die Reisemüdigkeit mit einer lockeren Trainingseinheit aus den Beinen zu schütteln. Robin allerdings nutzte die Zeit lieber, um mit dem Kopf knallhart an den Torpfosten zu knallen. Schwindel, „schwarz vor Augen“...das sah so schlimm aus, dass wir schon das Turnier-Ende für ihn befürchteten. Also ab ins Ärzte-Zelt im Dana Cup-Center. Zum Glück war es „nur“ eine leichte Gehirnerschütterung. Am ersten Tag mußte aber Jan bei Team 1 aushelfen, was er gewohnt sicher und fehlerlos machte.
An ihm lag es jedenfalls nicht, dass Team 1 im ersten Spiel einen neuen Rekord aufstellte: Das schnellste Gegentor der HR95er-Geschichte! Nach exakt gestoppten 24 Sekunden lag der Ball im Netz. Danach folgten dann aber erstmal 19 Treffer auf die richtigen Tore: Mit 5:1, 8:0 und 6:0 wurden Råde IL, Florø SK und Jerv FK deutlich geschlagen. Dabei waren zumindest Råde und Jerv keinesfalls schlechte Mannschaften, aber die Jungs waren mächtig gut drauf...und die Aussicht, als Gruppenerster am Donnerstag lange ausschlafen zu dürfen, wirkte wie Doping.
Team 2 war im ersten Spiel gegen Dikemark IF gleichwertig, über weite Strecken der zweiten Halbzeit sogar deutlich überlegen, aber es wollte einfach kein Tor gelingen. Durch das Fehlen von Nils und Neuzugang Freddy war Bomber Marc im Sturm zu sehr auf sich allein gestellt. Unglücklich mit 0:1 wurden das Spiel verloren. Im zweiten Spiel am Dienstag Morgen um 7.30 Uhr (!) ging es gegen Byåsen IL. Die Norweger waren mit 3 Teams im U13-Wettbewerb am Start und unser Team 2 hatte es hier mit der 1.Mannschaft zu tun. Keine Schande also, dass das Spiel mit 0:6 verloren ging. Gegen den dritten Gruppengegner Trauma IF sollte aber nun endlich das verdiente Erfolgserlebnis her. Und das gelang: Mit 3:0 siegten die Jungs nach einer starken Partie. Somit wurde man sogar noch Gruppendritter und mußte - wie Team 1 in der A-Runde - in der B-Runde am Donnerstag erst mittags ran.
Eine Geschichte am Rande: Einer der größten Lacher aus unserem letztjährigen Reisebericht war die Geschichte von Malte, der zu einem Spiel mit nur einem Fußballschuh in seiner obligatorischen Penny-Plastiktüte anreiste. Dass uns dieses Jahr genau das gleiche Mißgeschick wieder passierte, ist schon verrückt genug. Dass es allerdings wieder Malte war, der in seiner Plastiktüte nur einen Schuh vorfand, ist wohl nur mit noch nicht ausreichend verbundenen Nervenbahnen im Gehirn zu erklären. Malte fühlte sich jedenfalls ganz unschuldig: „Kevin hat meine Tüte gepackt!“. Na, dann...!
Am Mittwochabend war die Vorrunde beendet. Team 1 hatte als Gruppensieger die A-Finalrunde erreicht. Team 2 die selbe nur knapp verfehlt, aber mit dem dritten Platz schon das 1/16-Finale der B-Runde erreicht, für das sich andere erst qualifizieren mußten. So konnten alle Jungs (und der Teamchef) am nächsten Morgen ausschlafen. Diesen Abend war also etwas länger Zeit für Disco, Rummelplatz, Kicken, Pokern oder einfach nur locker Chillen. Es war schön zu sehen, wie gut die Stimmung im Gesamtkader ist, wie mal diese Jungs, mal jene etwas zusammen unternahmen. In den letzten beiden Nächten zogen mehrere Jungs von Team 1 sogar in das Klassenzimmer von Team 2, bis dort kein Quadratzentimeter mehr Platz auf dem Boden war.
Die Endrunde
Team 1 spielte am Donnerstag-Mittag im 1/16-Finale gegen Eckernförde. Trainer und Jungs waren ganz nett. Allerdings hatten sie ca. 20 offensichtlich einer Anstalt entsprungene B-Jugendspieler als Schlachtenbummler dabei, die sich hinter unserem Tor platzierten und unaufhörlich Schmähgesänge gegen unsere Jungs in ihre Megaphone (!) plärrten. Aber so fiel uns wenigstens die Motivation der Jungs vor dem Anpfiff leicht: Der genaue Wortlaut fällt mir nicht mehr ein, aber der Kern der Ansprache war wohl: „Geht und stopft den Idioten das Maul“! Die Jungs taten wie befohlen, aber auch nach 50 Minuten-Sturmlauf und einem viel zu niedrigen 4:1-Sieg gröhlten die Hirnis weiter: „Ihr habt nur Glück gehabt! Ihr habt nur Glück gehabt!“ – Nun schritt der Eckernförder Trainer endlich ein und hielt den „Fans“ einen Vortrag über „Fairplay“. Zum Glück sind solche Vorkommnisse beim Dana Cup die Ausnahme.
Team 2 spielte im 1/16-Finale der B-Runde gegen Strindheim IL (Norwegen). Dies war die einzig wirklich schwache Partie der Jungs. Bei einigen waren wohl Konzentration und Kondition am Ende, jedenfalls verlor man sang- und klanglos mit 0:3. Egal, insgesamt hatte auch Team 2 ein prima Turnier gespielt.
Team 1 war also im Achtelfinale am Donnerstag um 19.30 Uhr. Auf dem Weg vom Abendbrot schauten wir lässig auf die Ergebnistafel, wer denn der Gegner sein würde. Da fiel uns glatt der Kuskus wieder aus dem Gesicht: Unser Gegner „35 Football School“ aus Georgien hatte mittags gegen Schenefeld mit 12:0 gewonnen. Gut, es war nur die 2.Mannschaft von Blau-Weiß. Aber trotzdem: DAS war dann doch ein Pfund. Schnell machte die nächste „gute“ Nachricht die Runde: Die Georgier hatten letzte Woche gerade den Gothia-Cup in Schweden gewonnen. Dieses Gerücht stimmte zwar gar nicht, das erfuhren wir aber erst viel später. Vor Ort in Hjørring waren diese Aussichten doch ein kleiner Dämpfer für unsere Ambitionen, am Freitag noch im Wettbewerb zu sein.
Egal: Das Team wurde noch ein letztes Mal eingeschworen, an die tollen Erfolge im Frühjahr und auch im bisherigen Turnierverlauf erinnert. Wir wollten uns so teuer wie möglich verkaufen. Und das gelang auch über weite Strecken. Die Georgier - sie hatten übrigens 5.000 Kilometer Anreise hinter sich - boten einen guten Fußball, obwohl wir schon gegen deutlich bessere Teams angetreten sind (den HSV oder St.Pauli z.B. schätze ich stärker ein). Unsere Jungs hielten gut dagegen, kassierten aber zwei Gegentreffer im schnellen Doppelpack, als sich Robin bei einer Abwehraktion verletzte. Das Spiel war danach jedoch nie so einseitig, wie erwartet. Einige Jungs gingen nach 4 Tagen wenig Schlaf und viel Hitze aber auch am Stock, so dass es echte Großchancen für uns kaum gab. Verdienter und erträglicher Endstand nach 50 Minuten (die Endrunde wird länger gespielt) war jedenfalls 0:4, unsere Mannschaft hatte sich mit stolz erhobenem Haupt aus dem Turnier verabschiedet.
Am Freitag waren wir also nicht mehr im Turnier und machten einen schönen Ausflug an den Strand. Mit dem Bus-Shuttle ging es nach Hirtshals, wo es von der Schule bis zum Wasser nur rund 1000 Meter zu Fuß sind, wie wir seit letztem Jahr wissen. Am Strand trafen wir viele andere Mannschaften, unter anderem Schenefelds 94er (am 29.8. Testspielgegner von Team 1). Die Jungs hatten viel Spaß beim Beach-Soccer, Schwimmen, Dünen-Jumping und einem Vortrag des Teamchefs über die wahre Bedeutung von Strandgut für Außerirdische. Aber da muß man wohl dabeigewesen sein. Oder auch besser nicht. Den Jungs gefiel der Strand sehr gut, noch besser aber die Busfahrt nach Hirtshals, auf der man mit einer norwegischen Mädchenmannschaft lautstark schweinische Lieder sang. Wollen nur hoffen, dass die Mädels die Lieder zu Hause nicht ihren Eltern vorsingen. Wenn diese nämlich Deutsch können, gehts wohl nächstes Jahr in die Klosterschule statt zum Dana Cup.
Am Samstag dann starteten wir nach dem Frühstück zurück nach Halstenbek. Eine Reise ging zu Ende, die noch besser war als im - auch schon tollen - letzten Jahr: bessere Unterkunft, kürzere Wege, grandioses Wetter, Superstimmung und prima Leistungen der Jungs. Es stimmte einfach alles...na, vielleicht bis auf das reichlich desolate Auftreten unserer Teams bei der Eröffnungsfeier.
Wir Trainer bedanken uns bei den vielen, vielen - mitgereisten oder daheimgebliebenen - Helfern für ihre Unterstützung, ganz besonders bei den „Campern“ Paulsen und Blank, die viele Einkäufe und Besorgungen für uns erledigten...bei Schomackers, die den schweren Gepäck-Hänger für uns nach Hjørring zogen...bei Kai, der die 500 Kilometer gleich zweimal hin und zurück fuhr...bei Matthias für die organisierten Getränke und Powerriegel...bei Reza und Reinhard, die wieder die perfekten Co-Betreuer waren...und natürlich bei Physiotherapeut Peter, der nicht nur während der Spiele immer im Einsatz war, sondern auch nach jedem Spieltag lange Extraschichten an der Massagebank schob oder Verletzungen versorgte.
Nächstes Jahr sind wir natürlich wieder beim Dana Cup in Hjørring dabei...bevor wir dann 2010 den Gothia Cup in Schweden erobern wollen.