Keine Frage: der Nährboden für die heutige Niederlage beim Düneberger SV wurde bereits im Sommer 2005 gelegt, als die egoistischen Eltern der diesjährigen Abiturienten ihre Söhne auf snobistische Gymnasien oder Gesamtschulen schickten, damit die Stammhalter
später mal Arzt, Anwalt oder was anderes werden, womit man vor Verwandten und Nachbarn angeben kann.
Dankenswerterweise haben 2 unserer künftigen Ärzte oder Anwälte zwischendurch eine Ehrenrunde gedreht, so dass am Montag nicht 8, sondern nur 6 Spieler ihre erste schriftliche Abiturprüfung hatten. Weitere 8 Mann sind nächstes Jahr dran...aber das ist dann das Problem unserer Herrenabteilung!
Schon auf der Fahrt nach Geesthacht bekam ich ein mulmiges Gefühl, als Amin und Yasir eine Stunde Sport-Theorie diskutierten, anstatt Wettscheine zu
vergleichen oder an der Ampel Mädchen nachzupfeifen wie sonst. Das war nicht normal! Da stimmte was nicht!
Kurz vor dem Spiel wurde ich von meinen Sorgen kurz abgelenkt, weil wir zum ersten Mal in der Saison keine Linienrichter hatten. Der sehr nette Schiri Eugen Schmidt von Atlantik 97 stand also allein auf weiter Flur, bzw. auf weitem Astroturf. Er pfiff in der ersten Halbzeit etwas zu pingeling und jonglierte im harmlosen Spiel zu früh mit gelben Karten...aber ansonsten richtete er nichts an, was zum späteren Endstand geführt hätte. So viel vorweg.
Dann ging es los auf dem schönen Granulat-Kunstrasen am Silberberg. Beide Mannschaften abwartend, verschiebend und die Lücke suchend. Die erste fanden wir, als Indrit nach starkem Vorstoss und Pass von Felix über halblinks ganz frei auf den Keeper zulief, die weit offene kurze Ecke aber übersah und den Ball 2 Meter neben den langen rechten Pfosten setzte. Dann nochmal eine gute Möglichkeit in der 10.Min. als Marco nach einer Ecke am Fünfmeterraum zum Kopfball kam, den etwas flachen Ball aber am Tor vorbeisetzte.
Ich sage das wirklich nur selten, weil es auch so abgedroschen ist: aber in diesem Fall bin ich mir ziemlich sicher, das Spiel wäre ganz anders gelaufen, wenn wir in dieser Anfangsphase das 1:0 gemacht hätten.
Es wäre nämlich richtig Feuer in der Partie gewesen, denn die Gastgeber waren ohnehin schlecht gelaunt und motzten in einer Tour mit ihrem Trainer an der Seitenlinie hin und her. Bei einem Rückstand für den DSV wäre es giftig auf dem Platz geworden und das hätte unsere Jungs womöglich aus ihrer Lethargie gerissen.
Aber so ging es mit Schlafwagenfußball weiter. Man schien richtig zu sehen, wie unsere Prüflinge beim Bälleschieben gleichzeitig Formeln wiederholten oder Vokabeln paukten. Kein Feuer, kein Biss, keine Anspannung. Dann aber in der 15 Minute plötzlich der Weckruf aus dem Nichts: ein DSV-Angreifer durfte
an diversen Verteidigern entlang von rechts den Strafraum langlaufen, traf in der Mitte zufällig seinen Kumpel, den 8er...und der hämmerte die Kugel aus 18 Metern unhaltbar in die obere linke Torhälfte.
In der 20. Minute gleich der nächste Tritt in die HR-Weichteile: ein langer hoher Ball in den Strafraum und die beiden - zugegeben starken - DSV-Angreifer liessen unsere beiden Innenverteidiger aussehen wie...na, egal! Ich hoffe nur, es geht am Montag im Abi nicht um Zweikampfverhalten im Fußballsport.
Und wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, dann schlägt in der 37.Minute ein Spieler im Strafraum über den Ball und in der 43.Minute führte ein
doppelter Fehlpass zum 0:4...dem absoluten Halbzeit-rekordrückstand in 14 Jahren HR95er! St.Pauli, HSV, Eintracht Norderstedt...niemand hat auf dem Großfeld je mit 4:0 gegen uns zur Pause geführt. Auch nicht unsere Oberliga (2:0)!
Was sollte man in der Pause sagen? Die halbe Mannschaft war ja mit dem Kopf gar nicht in Geesthacht, die andere Hälfte wollte nicht mehr da sein. Also Appell an die Ehre, Umstellung der Defensive auf Dreierkette und Einwechslung einer weiteren Spitze. Ziel: zweite Halbzeit gewinnen, wenigstens das musste unser Anspruch sein.
In der zweiten
Hälfte waren wir dann tatsächlich etwas besser im Spiel, „griffiger“, wie der Fußballlehrer gerne im TV sagt. Düneberg tat uns den Gefallen trotz 4:0-Führung sehr offensiv zu spielen, anstatt womöglich aus einer stabilen Defensive zu kontern. Offenbar waren die Gastgeber auf ein zweistelliges Ergebnis aus.
In der 54. Minute bekamen wir einen Elfmeter geschenkt, denn der Keeper hatte den Ball sicher vor Marco weggefischt, bevor dieser über ihn fiel. Kevin verwandelte trotzdem...das 1:4. Und in der 65. Minute traf Paul nach schönem Zusammenspiel mit Marco den linken Pfosten. Wäre hier noch was drin gewesen, hätten wir das 2:4 erzielt? Ich weiß es nicht...es wäre zumindest nochmal spannend geworden.
So hatte Düneberg noch einige Konterchancen, die aber recht leichtfertig vergeben wurden, Indrit tauchte noch zweimal über halbrechts, aber diesmal bedrängt, vor dem Kasten auf. Ansonsten große Langeweile. Ein schwaches, ödes Spiel...wahrscheinlich wären auch die Zuschauer eingeschlafen, wenn die Düneberger Spieler und ihr Trainer nicht trotz deutlicher Führung ununterbrochen untereinander Alarm gemacht hätten. Auch meine Spieler auf der Bank staunten: „Wenn wir so deutlich führen, bist du aber entspannter!“ Und das will schon was heißen, wie man weiß.
In der 73. Minute der letzte Höhe-, bzw. Tiefpunkt des Spiels, als der starke 7er und Doppeltorschütze der Hausherren Paul nach einem Zweikampf in den Nacken schlug und die rote Karte sah. Bei 4:1 und nach 2 eigenen Toren? Darauf muss man auch erstmal kommen! Aber egal, denn dann war Schluss und das Spiel aufgrund der grottigen ersten Halbzeit absolut verdient verloren, darüber gibt es gar keine Diskussion.
Nach zuletzt zwei nicht überragenden, aber doch ansehnlichen Auftritten gegen Oststeinbek (1:1) und Scala (3:2) nun also wieder eine triste Minus-Leistung. Insgesamt nur 4 Punkte aus den letzten 4 Spielen. Und das ausnahmslos gegen Teams, die in der Tabelle unter uns stehen...teilweise
WEIT unter uns. Das macht nicht gerade Hoffnung, dass das Ziel Klassenerhalt wirklich erreicht werden kann, aber zumindest heute gab es mit den Abiturklausuren eine Ausrede, die - sagen wir mal - gesellschaftlich akzeptierter ist, als der sonst handelsübliche „blinde Linienrichter“, der „senile Schiri“ oder der (wahlweise) zu schwere, leichte, weiche, harte Ball.
Immerhin spielte die Konkurrenz an diesem Wochenende ausnahmslos für uns und unterlag ebenfalls (Abiturprüfungen?). Außer natürlich Rahlstedt und Germania, die gegeneinander antraten, sich aber 1:1 trennten und somit unseren Schaden auch in Grenzen hielten. Das Glück ist also wirklich mit den Doofen, wie es scheint, denn unser Vorsprung in der Tabelle hat nur so minimal gelitten, wie es nach einer 1:4-Klatsche eben möglich ist.
Und einen Extra-Pfeil haben wir ja noch im Köcher: nämlich das ausstehende Nachholspiel am 26.4. auf dem Jacob Thode-Platz. Und Tabellenführer Concordia steht ja glücklicherweise nicht unter uns, sondern über uns in der Tabelle...WEIT über uns!
Viel mehr Bilder von heute im XL-Format in der Foto-Show des Spieltags.