Dass wir ausgerechnet gegen den Hamburger Vizemeister SV Nettelnburg-Allermöhe am letzten Spieltag unseren höchsten Saisonsieg einfahren würden, war vor der Saison ungefähr so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Und dass unser 5:1 am 2.Spieltag gegen
Tabellenführer ETV der zweitbeste Wert war, zeigt schon das Dilemma auf, das uns diese Saison begleitet: wir können jeden schlagen...aber wir können auch gegen jeden verlieren. Warum ich das als Einleitung erwähne? Abwarten...!
Dass der
Nach dem frühen 0:1 hatten auch wir
unsere Chancen: hier bringt Amin -
nachdem er lange gehalten wurde - nicht
mehr genug Druck hinter den Ball.
SV Rugenbergen diese Saison kaum den Klassenerhalt schaffen würde, war hier in der Region schon vor Saisonbeginn klar. Zu viele Konkurrenten in der Umgebung lockten ebenfalls mit Verbandsligaplätzen, so dass kaum ein Neuzugang den Weg ins entlegene Bönningstedt fand. Aber die Art und Weise wie die Mannschaft trotz der vielen Niederlagen (12 in 16 Spielen) Woche für Woche konzentriert in die Spiele geht und immer wieder wirklich gute Ergebnisse holt, ist beeindruckend. Charakter scheint der kleine Kader auf jeden Fall zu haben.
Über den Charakter unserer Jungs machten wir uns erstmal keine Gedanken, Sorgen bereitete die Gesundheit: Daniel, Paul und Jan fielen ganz aus, Indrit sass mit Knie- und Wadenproblemen nur draußen und beim Aufwärmen stießen auch noch Marco und Henning
Saschas starken Kopfball nach Flanke
von Henning lenkte Keeper Krogmann
gerade noch über die Latte.
mit den Knien zusammen. Marco versuchte es zwar, musste dann aber mit Schmerzen raus. Freddy klagte zudem über Kreislaufprobleme...ich glaube, gebrauchte Tage fangen immer so ähnlich an, oder?
Schiedsrichter der Partie war Reiner Röschke, wie seine Assistenten vom TSV Seestermüher Marsch. Eine totale Katastrophe und einzig und allein Schuld an unserer Niederlage (Ups...Spoileralarm!)...das war Schiri Röschke ganz sicher nicht, auch wenn einige HR-Hitzköpfe es nach dem Spiel gerne so sehen wollten. Aber mit enormen Bauch viel zu
laufschwach für ein A-Verbandsliga-Spiel und sehr mimosig bei seinen verteilten 5 Minuten-Strafen, das war er sehr wohl. Doch auch wenn diese Zeitstrafen
Der erste Elfer der Gäste ging an den Außenpfosten.
letztlich zur Höhe des Ergebnisses führten, eingebrockt haben wir uns diese Riesenpleite ganz allein. Und das lief so:
Wir hatten die Mannschaft ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Rugenbergen zwar am Tabellenende steht, aber trotzdem über eine der besten Defensiven der Liga verfügt (10 Gegentore weniger als wir!). Viele Niederlagen der Bönningstedter waren sehr knapp und unglücklich. Zudem zeigte sich das Team vor allem recht heimstark mit zuletzt 1:0 gegen Tabellenführer ETV und 1:1 gegen den Zweiten Concordia. Außerdem erwarteten wir, dass die Gastgeber sich nicht von Anfang an hinten reinstellen würden, denn als quasi schon sicherer Absteiger konnte man nun munter nach vorne spielen. Im Nachhinein eine sehr treffende Analyse zur Spielvorbereitung, möchte ich sagen. Schade nur, dass keiner zugehört hat, bzw. dem alten Mann mit der Trainerjacke nicht glauben wollte. Denn was weiß der schon!?
Also stand man in Kopf und Beinen langsam und tranig auf dem Platz, und staunte über den laufstarken Offensivwirbel der Hausherren. Fehlpass auf Fehlpass in den ersten Minuten, jeder mit einem Bettelbrief dran, doch endlich in
Dann Amins Schuss an die Latte...
Rückstand geraten zu dürfen. Nach einem weiteren Katastrophenpass erfüllte der SVR uns dann endlich den Wunsch und machte nach Flanke und Kopfball das 1:0 nach 5 Minuten. Und dass diese Führung nach dieser kurzen Spielzeit schon hochverdient war, sagt alles über den Spielverlauf in der Anfangsphase.
Auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte blieb Rugenbergen das agressivere, laufstärkere Team. Ja, sicher...zahlreiche Bälle wurden ungeniert in die umliegende Landschaft
getreten, aber die Offensivaktionen wurden blitzschnell und spielstark ausgeführt und stellten unsere Defensive immer wieder vor Probleme. Wirklich beachtlich, welchen Willen und Einsatz
Doch es waren zu wenig Großchancen...
das Team nach dem bisher so enttäuschenden Saisonverlauf auch heute wieder an den Tag legte.
Allerdings vernachlässigten die Hausherren in der ersten Hälfte noch die Defensive, was normalerweise eine Einladung für unsere torhungrigen Angreifer ist. Aber „normal“ war heute nur, dass wir gegen vermeintlich schwächere Gegner einfach nur selten die richtige Einstellung finden. Und so wurde über den winterholprigen Rasen gemeckert, über den zu leichten Ball, den zu schweren Schiri...und...und...und...!
Trotzdem konnten wir uns nach und nach auch vor dem Rugenbergener Tor öfter in Szene setzen: in der 13.Minute gab es einen indirekten Freistoß nach Rückpass, den Kevin aber in die Mauer hämmerte, dann ein gefährlicher Schuss von Henning aufs kurze Eck, den der Keeper parierte.
Schließlich war Amin durch und wurde gut 25 Meter vor dem Tor bis in den Strafraum gehalten und gehalten. Bei Scala im Pokal gab es dafür Elfmeter und Rot gegen uns. Das war Schwachsinn...aber gar nicht zu pfeifen, war auch nicht viel besser.
...und aus dem Rückraum wurde gar nicht geschossen.
Amin kam jedenfalls nur zu einem Schüsschen mit letzter Kraft.
Die beste Chance in Hälfte 1 hatten wir dann nach einer Flanke von Henning, doch Saschas Kopfball wurde vom auch heute starken Keeper Torben Krogmann über die Latte gelenkt.
Im Gegenzug blieb der Gegner stets gefährlich und nach einem Tackle von Freddy entschied der - wie immer - weit entfernte Schiri auf Elfmeter, obwohl Freddy zuerst den Ball gespielt haben schien.
Eine Diskussion erübrigt sich aber, denn Keeper Krogmann setzte den Elfer an den Außenpfosten. Eine
interessante Parallele zum Hinspiel - fand ich zumindest zu diesem Zeitpunkt - denn dort hatte uns der eigentlich gute Torben in der Nachspielzeit durch einen
Die Gäste kamen in Hälfte 2 kaum noch zu Gegenangriffen...
Patzer den Sieg ermöglicht. „Krogmann schenkt uns wieder den Sieg!“ formulierte meine im Hintergrund laufende Reporter-App schon mal vorsorglich. Und das bei 0:1-Rückstand! Man kann also nicht sagen, dass ich nicht immer optimistisch bleibe.
Mit dem Rückstand ging es in die Pause. Klar, keine Hochstimmung bei HR, aber auch noch keine Depression. Wir hatten zuletzt einige Spiele gedreht. Und vielleicht kamen wir jetzt mit einer ordentlichen Portion Wut und Ehrgeiz auf den Platz, um die erste Halbzeit wieder gutzumachen?
Es fing zumindest verheissungsvoll an. Die Gastgeber - in der ersten Halbzeit noch sehr offensiv und hinten geradezu fahrlässig offen - hatten nun ihren berühmten Bönningstedter Beton angerührt. Unsere Jungs zogen dagegen nicht gerade ein überragendes,
...zumindest zwischen der 46. und 65. Minute.
aber doch ansehnliches Powerplay auf. Und die Chancen zum Ausgleich waren da: Amin an die Latte mit rechts...Dustin einmal zu zaghaft, kurz darauf aber mit Schmackes und Zug zum Tor...das 1:1 hing in der Luft!
Doch in der 65. Minute zerstoben alle Hoffnungen im Wind. Nach einer völlig belanglosen Situation kam Kevin ins Gespräch mit dem Schiedsrichter. Und das bleibt leider nur selten folgenlos: 5 Minuten Zeitstrafe. Der direkt dahinterstehende Cevin erkundigte sich bei Herrn Röschke nach Sinn und Zweck dieser Sanktion...und durfte gleich mitgehen. (Nachtrag: der Trainer hat mal wieder alles falsch gesehen: es war zuerst Cevin und dann Kevin vom Platz gegangen!).
Dass die beiden
tatsächlich „gar nichts gesagt“ haben, ist natürlich so wahrscheinlich wie der Friedensnobelpreis für Wladimir Putin. Aber ich stand nur 10 Meter entfernt und habe kein Wort verstanden. Will
Dann kam der große Auftritt von Schiri Röschke: Kevin und Cevin mussten 5 Minuten runter.
sagen: es war ein eher ruhiges, völlig unaufgeregtes Gespräch. Und auch wenn die Jungs in dem Alter wahnsinnig viel Mist sabbeln: man kann ja als gestandener Endvierziger auch mal weghören, anstatt gleich aufgeregt mit den Armen zu wedeln und einen auf beleidigte Leberwurst zu machen. Denn Beleidigungen sind da ganz sicher nicht gefallen, höchstens Zweifel an einer Entscheidung.
Man kann aber auch einfach mal ganz die Klappe halten. Klar. Vor allem als chronischer Wiederholungstäter. Aber das wird wohl nix mehr in den letzten Monaten der Jugendkarriere. So spielten wir also 5 Minuten mit
9 gegen 11 Mann. Und um mal die Konzentration unserer Mannschaft am heutigen Tage zu verdeutlichen, sei folgendes berichtet: zwei Mann der Viererkette waren vom Platz, aber kein Spieler rückte nach hinten, um die Lücken zu füllen. Wir wollten also
In Unterzahl kassierten wir das 0:2 per Elfmeter...
mit 7 Mann weiter nach vorne stürmen und hinten mit Zweierkette weiterspielen. Es musste erst der Hinweis von der Bank kommen, dass sich vielleicht zumindest ein Sechser in die Kette begeben sollte. Und als die Zeitstrafe dann abgelaufen war, spielten wir erstmal bei 0:3 Rückstand mit Fünferkette in der Abwehr weiter. Schuld des Trainers: er hatte nicht ausdrücklich angeordnet, dass der Sechser nun wieder nach vorne darf.
Aber was erzähle ich da plötzlich von 0:3? Naja, da wir auch mit 9 Mann sofort - und nicht erst nach 5 endlos langen Minuten - den Ausgleich erzwingen wollten, waren wir natürlich offen für Konter. Der
erste führte zu einem weiteren (diesmal berechtigten) Elfmeter und dem 0:2. Und nur 1 Minute später beim nächsten
...und das 0:3 eine Minute später.
Gegenangriff zum 0:3. Beide Tore in Unterzahl und meine Reporter-App funkte per Bluetooth plötzlich eine ganz andere Schlagzeile: „Rugenbergen nach bislang 0,6 Toren pro Spiel mit 3 Treffern gegen HR!“
Nun war der saure Drops natürlich gelutscht, das Spiel entschieden. Aber kein Grund, nicht in der 84. Minute noch eine Zeitstrafe zu kassieren. Auch Indrit war sich natürlich überhaupt keiner Schuld bewusst: er hätte sich über den zeitspielenden Torwart mokiert, sagte er. Schiri Röschke bezog das auf sich und regte sich auf, als hätte ihn einer von hinten umgegrätscht: „Runter! Ganz schnell runter!“ brüllte er. Und da sagt man immer, die Landbevölkerung sei stoisch und gelassen.
Aber das war nun ohnehin egal und der Schlußpfiff erlöste nicht nur die HR-Anhänger sondern auch die Mannschaft von einem absoluten Grottenspiel mit einem hochverdienten Sieger SV Rugenbergen. Der mannschaftlichen Glanzleistung gegen SVNA am letzten Spieltag folgte bei uns heute also ein ebenso kollektives Verbrechen am Fußball. Da braucht keiner auf den anderen zu zeigen, hier in Bönningstedt waren alle 14 eingesetzten Spieler gleichermaßen am bitteren Ende beteiligt.
Ein Ende, das uns aufgrund der überwiegend siegreichen Konkurrenz aus einer komfortablen Tabellenposition wieder ganz tief in den Abstiegssumpf zieht. Vor allem der JFV Oststeinbek ist uns nach 3 siegreichen Spielen in Folge ganz hart auf den Fersen und wird am nächsten Samstag um 15 Uhr auf dem Jacob Thode-Platz alles daran setzen, mit uns gleichzuziehen. Da wird es Zeit, endlich mal wieder Eier zu zeigen. Aber bitte nicht wieder nur dem Schiedsrichter.
Viel mehr Bilder von heute im XL-Format in der Foto-Show des Spieltags.