„Was ist eigentlich eine englische Woche?“, fragte mich kürzlich eine Spielermutter. Und natürlich half ich gerne mit einer fachkundigen Auskunft: „Eine englische Woche ist, wenn Thorsten und ich uns alle 3 Tage einen ellenlangen, bebilderten Spielbericht aus den Fingern
saugen müssen!“. Ist doch wahr: zwischen den Tasten meiner Tastatur klebt noch der Grandstaub aus Wilhelmsburg, da ist schon die nächste Story fällig. ICH sollte Konditionstraining machen und nicht die Jungs. Zumindest für die Finger.
In der Anfangsphase brachte der kleine Lars unsere Abwehr zweimal schwer in Bedrängnis.
Die Saison geht nun langsam aber sicher in die entscheidende Phase. Heute stand für uns das erste der letzten 4 Spiele an. Zu Gast waren wir beim SSV Rantzau. Eigentlich sollte man meinen, dass in dem kleinen Walddorf im Rantzauer Forst nicht viel passiert, trotzdem sorgten die Barmstedter zuletzt für
reichlich Schlagzeilen. Zunächst mal zog sich die Freigabe von Finn „Brazzo“ Hansen für Holstein Quickborn über Monate hin, weil der Verein nicht ganz so abgabewillig wie der Junge wechselwillig war. Dann holte Trainer Schulz seinen dribbelstarken Sohn Lars vom Verbandsligisten Holsatia
Den ersten Schuss parierte Robin, bei diesem Lattentreffer wäre er aber vergeblich geflogen.
Elmshorn zurück und schließlich brach Rantzau vor einigen Wochen das Auswärtsspiel beim DSC Hanseat kurzerhand in der Halbzeit ab, weil man mit dem Schiedsrichter nicht einverstanden war. Diese letzte Aktion würdigte der HFV-Spielausschuss mit einer 3:0-Wertung für Hanseat, wogegen Rantzau allerdings Berufung einlegte. Am 24.4. kommt es zur Verhandlung beim HFV-Sportgericht.
Vielleicht wollten die Rantzauer auch einfach mal wieder ein Spiel verlieren, denn auf dem Platz tun sie das nur ausgesprochen selten. Seit dem Erstrunden-Pokalaus bei Germania
Wir stellten hinten um, dann war überwiegend Ruhe im Karton. In der Luft sowieso.
Schnelsen gab es in den letzten 8 Monaten nur
eine weitere Pflichtspielniederlage: am 26.11. gegen uns in Rellingen (
5:3)! Und auch da führten die Barmstedter 10 Minuten vor Schluss noch mit 3:1, waren also schon mit einem Bein Herbstmeister.
Nein, die gerne unterschätzten Rantzauer sind in Wirklichkeit ganz zähe Gegner, die erstmal niedergerungen werden müssen. Sicher, die schon
vorher nur mässig durchschlagskräftige Offensive hat unter dem Weggang von Kapitän und Top-Scorer Finn Hansen nochmal gelitten, aber die Defensive ist eine Bank: diszipliniert, ruhig und zweikampfstark steht sie wie eine Wand vor ihrem starken Keeper. Kein Wunder, dass es gegen die Mitfavoriten Teutonia und Tornesch
Nach seinem Treffer spielte Henning wie entfesselt auf. Dass es von seinem Traumtor kein Foto gibt, ist klar: wer hätte gedacht, dass der Verrückte aus der Distanz plötzlich schiesst?
in der Aufstiegsrunde jeweils ein gutes 1:1 gab.
Bei uns fehlten weiter Cain und Felix (Schulreise), Cevin dagegen zeigte sich nach dem schweren Tritt am Mittwoch (
2:1 bei Türkiye) erfreulich gut erholt, kann aber seine geplante Karriere als Bein-Model wohl vergessen.
Überhaupt war es die Frage, wie unsere Jungs den wirklich schweren Kampf in Wilhelmsburg kräftmässig überstanden hatten, während Rantzau ja unterhalb der Woche frei hatte.
Ein Frustfoul als Antwort auf den Rückstand. Dafür gab es die gelbe Karte.
Aber dafür haben wir ja auch in der Vorbereitung Kraft und Kondition gebolzt. Bei einer Niederlage wäre ich gleich auf dem Rückweg beim Fitnessstudio in Rellingen vorbeigefahren, um mein Geld zurück zu verlangen!
Im Herbst hatten die Gastgeber gegen uns sehr tief gestanden und auf Konter gespielt, heute starteten sie viel offensiver. Klar, ein Remis war den Hausherren eigentlich zu wenig, sie mussten gewinnen.
Der kleine Lars Schulz, unbestrittener Star der Rantzauer Kleinfeldzeit, hatte auf dem Großfeld einiges an Wirkung verloren. Aber das halbe Jahr in der Verbandsliga hat ihm offenbar gut getan: schon beim Gastspiel des SSV in Wilhelmsburg fiel er uns
Marco hatte einige gute spielerische Szenen.
auf und auch heute war er als Sturmpartner seines jüngeren Bruders Nils ganz klar der Hauptgefahrenherd in der Heim-Offensive.
In der 8 Minute dribbelte Lars das erste Mal in den HR-Strafraum, kurvte um Marcel herum nach innen und schloss trocken aufs kurze Eck ab. Doch Robin hatte den Braten gerochen und parierte den Ball reaktionsschnell.
In der 10. Minute gab es auf der Gegenseite einen heftigen Bodycheck für Dustin im SSV-Strafraum. Statt eines Elfers gab es die obligatorische gelbe Karte wegen Meckerns für Paul, der
Dieser Linksschuss von Paul verfehlte das Ziel.
seine Unzufriedenheit mit dem Schiedsrichter diesmal offenbar schon in der Anfangsphase des Spiels zum Besten geben wollte. Warum auch immer so lange warten?
In der 20. Minute ein weiteres Solo des flinken Lars über halblinks, diesmal hätte Robin keine Chance gehabt, aber die Kugel ging an die Latte. Das sollte dann an Warnschüssen reichen, dachten wir uns und begannen, auch mehr
nach vorne zu machen: In der 22. Minute eine Reingabe des starken Sascha von rechts, doch Yanniks Direktabnahme verfehlte das Tor. Kurz darauf war Dustin auf der rechten Seite durch. Doch anstatt noch ein paar Schritte zu laufen, schloß er bereits aus
Wie bei Türkiye: Marcos Vorarbeit von rechts...
gut 16 Metern ab: ein starker Schuss, aber der Keeper konnte aus der Distanz sicher parieren.
In der 31. Minute die spektakulärste Aktion des Spiels: Henning sprintete mit dem Ball durchs Mittelfeld und plötzlich - ich weiß nicht, ob er gesehen hatte, dass der Keeper einige Meter vor dem Tor stand - zog er aus mindestens 35 (!) Metern
wuchtig ab. Die Kugel flog unendlich lang geradeaus und senkte sich dann hinter dem vergeblich hechtenden Keeper ins Netz. Was für ein „Tor des Jahres“! Von den Muskelprotzen Yannik, Paul oder Sascha hat man solche
...und Yannik netzt den Abpraller
aus gut 6 Metern ein.
bekloppten Versuche schon gesehen...aber doch nicht von Feingeist Henning, der eigentlich keinen Ball abschließt, der weiter als 5 Meter vom Tor entfernt liegt! :o)
Rantzau geschockt, HR dagegen jetzt in Hochstimmung: in der 38.Minute leitete
Cevin den Ball auf der linken Seite mit dem Kopf zu Indrit in den Lauf, seine Reingabe erreicht Sascha gut 2 Meter vor dem Tor, doch der tritt neben den Ball. Das Ding muss er einfach machen, das weiß er selbst.
Auch Sascha mit einer starken Leistung sowohl offensiv wie später defensiv.
Mit dem Halbzeitpfiff noch einmal ein Angriff über rechts und Cevin verfehlte aus gut 7 Metern nur um Zentimeter. Dann pfiff der Schiri zur Pause. Eine recht abwechslungsreiche Halbzeit ging zu Ende, in der Rantzau in den ersten und HR in den zweiten 20 Minuten besser aussah.
Rantzau musste nun noch mehr nach vorne tun, denn eine Niederlage würde das Aus im Aufstiegsrennen bedeuten. Aber in der
zweiten Hälfte kam nicht mehr viel von den Barmstedtern nach vorne. Stattdessen zeigten unsere Jungs, angetrieben von Paul und dem nach seinem Tor wie entfesselt spielenden Henning endlich mal
Pechvogel Dustin: gute Laufwege und viel Einsatz, aber das Tor war heute vernagelt.
wieder, was sie spielerisch drauf haben.
In der 44. Minute eine schöne Kombination über Indrit und Marco zu Paul, der halblinks frei vor dem Keeper auftauchte, aber den Ball mit links verzog. In der 50. Minute eine Kopie des 1:0 beim FC Türkiye: Marco dribbelte auf den rechten Pfosten des Rantzauer Kastens zu, legte den Ball nach innen...wo der Keeper die Kugel in den Rückraum abwehrte. Und dort stand wie in Wilhelmsburg Yannik, der aus gut 6 Metern zum 2:0 einschoss.
Nun warf Rantzau zwar nicht alles nach vorn, aber riskierte
doch einiges. Lars zwang auch Robin nochmal zu einer Parade, aber ein starker Dribbler allein auf weiter Flur reicht einfach nicht, zumal sich unsere Defensive nun auf ihn eingestellt hatte. Wir dagegen spielten uns gegen den ungewohnt entblössten Barmstedt-Beton jetzt Chance auf Chance heraus: Paul,
In dieser Szene wollte Rantzau-Trainer Schulz einen klaren Elfmeter gesehen haben. Naja...!
Yannik, Dustin...Dustin...Dustin...immer wieder tauchten wir blank vor dem starken Rantzauer Keeper auf, aber besonders Dustin hatte heute einfach die Seuche. Er erlief sich geschickt die besten Chancen, konnte die Kugel aber einfach nicht im Kasten unterbringen.
3, 4 oder 5:0 hätte es in dieser Phase schon stehen MÜSSEN. Außerdem vermissten die Anhänger ja noch das obligatorische Gegentor. Dachte sich auch Paul und brachte Freddy an der Strafraumgrenze mit einem Risikopass in Bedrängnis. Freddy ist sich natürlich zu schade,
die Kugel einfach ins Aus zu schlagen und versuchte es elegant zu lösen. Elegant waren aber nur die Rantzauer, die ihm die Kugel abluchsten und kurz darauf zum 1:2-Anschlußtreffer
Großer Jubel nach dem 3:1 durch Indrit. Das hätte man auch viel entspannter haben können.
einnetzten. Überflüssig wie DSDS diese Aktion!
Paul war die Sache aber noch nicht brenzlig genug. Er erinnerte den - in der Tat etwas sonderbar pfeifenden - Schiri nach einer gelben Karte für einen Mitspieler nochmal daran, was er von seiner heutigen Leistung hält. Mit den Karten in der Hand zitierte der Referee den gelb vorbelasteten Maulhelden zu sich. Rote Karte und Sperre gegen Tornesch? Nein, 5 Minuten und Schlußphase mit 10 Mann. Auch nicht viel besser. Ich weiß einfach nicht, von wem der Junge sein lockeres Mundwerk hat.
Doch es brannte nichts mehr an. Dustin und Cevin verpassten in den nächsten Minuten zwar die endgültige Entscheidung, die dann Indrit aber mit dem wohl hundertsten Konter in Hälfte 2 endlich, endlich herbeiführte. Die Mannschaft macht sich und ihrem Anhang das Leben durch die schwache
Chancenverwertung immer wieder so unglaublich schwer.
Mit dem heutigen 5.Sieg in Folge haben wir nicht nur die strapaziöse englische Woche mit perfekten 9 Punkten beendet, sondern auch in der Aufstiegsfrage einen weiteren
Großer Kreis nach dem Spiel. Eine anstrengende Woche wurde mit 9 Punkten abgeschlossen. Aber wir sind noch lange nicht durch!
ordentlichen Schritt gemacht. Leider hielten sich unsere Verfolger Germania Schnelsen und Union Tornesch nicht an das von uns dringend erbetene Unentschieden. Germania siegte kurz vor Schluss eigensüchtig mit 1:0 und bleibt uns so ganz dicht auf den Fersen (2 Verlustpunkte Rückstand). Für Tornesch war die Niederlage ein kleiner Rückschlag, aber bei Gewinn seiner beiden Nachholspiele kann auch Union auf nur 3 Punkte an uns heranrücken.
Es bleibt also weiter spannend und so erwartet die Zuschauer am nächsten Samstag ein weiterer Krimi, wenn wir unsere guten Freunde von Union Tornesch zum Spitzenspiel in Halstenbek erwarten, das dem Anlass entsprechend auf unserem Ligaplatz ausgetragen wird. Anpfiff ist um 13.00 Uhr auf dem Jacob Thode-Platz am Thesdorfer Weg (Lütten Hall) in Halstenbek.