Norway Cup 2011 - HR-Pioniere im Land der Wikinger
Norway Cup 2011 - HR-Pioniere im Land der Wikinger
Wir hätten auch eine Absage des Turniers verstanden, keine Frage. Aber nachdem sichergestellt war, dass es sich um einen Einzeltäter handelte und die Gefahr von Folgeanschlägen wohl kaum bestand, berieten die Verwantwortlichen von Politik, Polizei und Sport noch gut 3 Tage, dann kam die Nachricht: der 39. Norway Cup 2011 findet statt. Er muss stattfinden. Gerade jetzt und eben auch als Zeichen, dass man sich nicht von seiner freien Lebensart abhalten lässt.
Seit 1972 gibt es den Norway-Cup, nächstes Jahr feiert er sein 40jähriges Jubiläum. In all den Jahren ist das Turnier zu schier unglaublicher Größe angewachsen. Es ist zwar nicht (ganz) das größte Jugendturnier der Welt, wie die Norweger mit einer gewissen Wikinger-Sturheit stets behaupten - das ist noch immer der Gothia Cup in Göteborg - aber mit in diesem Jahr rund 25.000 Spielern (+ Betreuer und Trainer) in 1350 Teams aus 51 Nationen sind die Osloer schon verdammt dicht dran an den Schweden (30.000 Spieler, 1550 Teams, 74 Nationen). 4000 Spiele wurden in Oslo auf 62 Spielfeldern ausgetragen, geleitet von 350 Schiedsrichtern aus aller Welt. In 30 Schulen und 7 Hotels waren die Teams untergebracht. 1600 Freiwillige halfen bei der Durchführung des Turniers. Auch wenn wir diese Dimensionen schon von den letzten Jahren und anderen Turnieren kennen, sind die Zahlen doch immer wieder beeindruckend.
Die Anreise mit Kleinbussen im Vorjahr nach Göteborg über die „Vogelfluglinie“ (Fehmarn - Rødby - Helsingborg - Göteborg) mit ihren Fährfahrten war so entspannt, dass wir uns dachten, es sei doch kein Ding, auch noch 3 1/2 Stunden weiter nach Oslo zu fahren. Voll daneben! Es war ein heftiges Ding...zumindest für die Fahrer. Die Jungs pennten ja eh die halbe Tour. Aber die Erwachsenen hatten ganz schön zu kämpfen.
Die Eröffnungsfeier konnte erwartungsgemäß nicht mit dem Spektakel des Gothia Cups mithalten, übertraf aber die des Dana Cups um Längen. Das große Highlight der Norweger ist sicher das riesige Turnier-Center mit seinen rund 40 (!) Spielfeldern auf der Ekebergsletta (Ekeberg-Ebene). Da die Fotos nicht annähernd einen Eindruck vom Umfang der Anlage bieten, schaut mal auf die Banekart, die Übersicht der Anlage.
Allerdings nicht zu früh gefreut. Denn was nützen all diese Attraktionen wie Rummelplatz, Konzerte und Shows...wenn am frühen Abend alles beendet ist!? Aus Rücksicht auf die Anwohner herrscht ab 20 Uhr (Rummelplatz 19 Uhr) Totentanz auf dem Ekeberg. Gerade dann, wenn die Jugendlichen Freizeit haben und noch was losmachen wollen.
Bei der Beurteilung des Teilnehmerfelds muß ich - frei nach Gerhard Polt - sagen: es gibt in Norwegen leider sehr viele Norweger. Nun sind die ja an sich ein ganz angenehmes Völkchen, aber wenn man in allen 8 Turnierspielen gegen norwegische Teams spielt, bekommt man schon etwas Sehnsucht nach mehr Internationalität. 80% der teilnehmenden Teams kommen beim Norway Cup aus Norwegen, beim Gothia Cup sind dagegen nicht mal 50% Schweden. Das merkt man auf dem Spieltableau aber sofort. Und auch beim Dana Cup haben wir in der Vergangenheit gegen Teams aus Brasilien, Venezuela, Uganda, Georgien, Polen und der Schweiz gespielt...neben den obligatorischen Dänen, Schweden und Norwegern. Wir sind dem Norweger-Einheitsbrei dann mit zwei schönen Friendly Games gegen Teams aus Brasilien und Finnland entflohen.
Das Team 1 trotz des schwächeren Gesamtfelds deutlich schlechter als im Vorjahr (Achtelfinale) abschnitt, sollte man nicht überbewerten. Letztes Jahr fuhren wir „voll im Saft“ direkt aus der Saison zum Gothia Cup, diesmal waren wir mitten in der Vorbereitung, manche Spieler kamen direkt aus dem Urlaub. Schade nur, dass das Aussscheiden in der KO-Runde so unnötig war (siehe Foto-Story).
Das Frühstück war dagegen mäßig und der Lunch war exakt das gleiche wie am Morgen: Weißbrot mit Marmelade, Wurst und Käse in Folie und diverse (teils abenteuerliche) Fischkonserven. 8 Tage lang zweimal täglich? Mal ein Stück Obst oder ein paar Kekse? Oder Corn Flakes? Fehlanzeige! Alles Standards bei den anderen Turnieren. Jeden zweiten Tag gab es Mittags einen Joghurt...und für einige Frühaufsteher morgens jeden dritten Tag ein Ei. Das war nicht so doll.
Und weil ich oben so viel gemeckert habe, noch ein ganz starker Punkt: während man bei den anderen Turnieren die offiziellen Turnier-T-Shirts teuer kaufen muss, bekamen wir beim Norway Cup zur Begrüssung eine große Sporttasche mit 34 farbenfrohen Umbro-Shirts, extra für den Norway Cup 2011 designed. Immerhin einen Gegenwert von rund 500,- Euro! Die leuchtend grün-lila Shirts prägten in der kommenden Woche natürlich das Bild auf dem riesigen Turniergelände und werden von den Jungs auch zu Hause gerne getragen, ein prima Souvenir (in das wir dicklichen Betreuer leider kaum reinpassen). Auf vielen Fotos der Bildershow könnt ihr es entdecken.
Also vieles war toll beim Norway Cup, manches war eben einfach anders als in Göteborg oder Hjørring, aber einiges war auch eher schlecht. Und das meiste davon völlig unverständlicherweise. Egal, wir waren trotzdem zufrieden. Tolles Wetter, schöne Turnieranlage, freundliche Norweger, nettes Freibad. Oder wie Joshua sagte: „Es war gut hier in Oslo. Aber nächstes Jahr fahren wir wieder zum Gothia Cup, oder?“. Tun wir, Josh: 15.7. bis 21.7.2012, vierte Woche der großen Ferien: Gothia Cup 2012, wir kommen!
Noch ein Wort zum Bildmaterial
Eifersüchtig auf Thorstens viele Fans unter unseren Lesern, habe ich diesmal einige Spielszenen und auch etwas vom Drumherum mit meinem iPad gefilmt. Da sowohl das iPad wie auch ich nur über sehr bescheidene Qualitäten in diesem Metier verfügen, sollte man die Ansprüche hier bitte sehr niedrig halten. Das betrifft auch die Nachbearbeitung, denn die ist enorm aufwändig und daher extra einfach gehalten. Ein weiteres Video hat Daniel mit seiner Handy-Kamera gefilmt.
Die 5 kurzen Videos plus den ZDF-Beitrag über unseren Besuch beim Norway Cup 2011 findet ihr in unserem HR95erTV-Channel auf YouTube.
Die rund 350 Fotos findet ihr in der Norway Cup Foto-Story.
Montag, 29. August 2011
Ein Herz aus Blumen, Kerzen und Fotos...abgelegt im
Rahmen der Eröffnungsfeier des Norway Cups 2011 auf der Ekebergsletta in Oslo. Das schreckliche Attentat in der Vorwoche hätte fast zur Absage des Turniers geführt.
Fotos: Thorsten Markitan
Sport gegen den Schock